J.W. v. Goethe an die Großfürstin Maria Paulowna über Kants Philosophie.

Brief vom 31. Januar 1817.

§ 21. 
Zum höchsten Gute gehört endlich eine der Sittlichkeit angemessene Glückseeligkeit.

Diese kann nur durch ein Wesen bewirkt werden, das selbst im höchsten Sinn moralisch und zugleich Urheber und Regirer der Welt sey.
Wir sehen uns also gedrungen, auch ein solches Wesen, auch einen Gott zu glauben, wenn gleich die Existenz desselben theoretisch nicht dargethan werden kann.
Das Sittengesetz führt nothwendig zur Religion.

Es liegt folglich die Religion der Moral nicht zum Grunde, wie man bisher geglaubt hat;
sondern umgekehrt muß die Religion, wenn sie vor dem Richterstuhl der Vernunft die Probe halten soll, auf Moral gebaut seyn.“