Bettine v. Arnim, Brief an Johann Wolfgang v. Goethe. 26. Mai 1810.
„Von Salzburg muß ich Dir noch erzählen.
Mit der Nacht waren wir in Salzburg, es war schauerlich die glattgesprengten Felsen himmelhoch über den Häusern hervorragen zu sehen, die wie ein Erdhimmel über der Stadt schwebten im Sternenlicht, —
und die Lanternen, die da all mit den Leutlein durch die Straßen fackelten, und endlich die vier Hörner, die schmetternd vom Kirchthurm den Abendseegen bliesen,
da tönte alles Gestein und gab das Lied vielfältig zurück. —Die Nacht hatte in dieser Fremde ihren Zaubermantel über uns geworfen, wir wußten nicht wie das war daß alles sich beugte und wankte, das ganze Firmament schien zu athmen, ich war über alles glücklich,
Du weißt ja wie das ist, wenn man aus sich selber, wo man so lange gesonnen und gesponnen, heraustritt ganz in’s Freie.“