Case Study: Michael Jackson I

Vor langer Zeit von mir gepostet auf blog.de (am 30.06.2009)

Trauer um Michael Jackson. Wie groß sein Verdienst um Musik und Pop-Musikgeschichte ist, wird erst jetzt vielen bewußt.

Es ist aber sofort ersichtlich, wenn man allein die Biographien aktueller sogenannter Stars a la Britney Spears mit den durch und durch von Musik geprägten Biographie Jacksons vergleicht, daß hier ein Star,
ein Künstler einer Schule von uns gegangen ist, wie es sie heute nicht mehr gibt.

Die Zerrissenheit in Jacksons Leben, all die Flüge zu höchsten Höhen und der Sturz in enorme Tiefen wird es in den Zeiten der gestreamlinten Pop-Biographien, die gut in professionell konzeptionierte
Marketingstrategien passen nicht mehr geben. An ähnlichen Biographien fallen mir nicht nur bei Miles Davis oder z.B. Janis Joplin ein, auch wenn das allemal nicht vergleichbar ist.

Wie weit ist es um die Tonträger-Industrie bestellt, wenn sie es nicht mehr schafft, Künstler wie Jacko aufzubauen und über lange Jahre und viele Tiefschläge hin immer weiter zu fördern?

Im Harvard Business Blog wurden gerade anhand der Case Study“ Michael Jackson die großen Probleme dieser Branche auch noch an einem anderen Aspekt skizziert.

Grundlage dieser “Case Study” ist die Erkenntnis, daß Jackson rund 300 Mio. $ an Tantiemen durch seine Musik verdient habe (seit Beginn der 80er Jahre) – nur Tantiemen (keine Werbeverträge, keine LiveShows, kein Merchandising, 
etc.)!

Was auf den ersten Blick ganz üppig klingt, offenbart auf den zweiten Blick wiederum die krassen Probleme der Tonträger-Industrie: Im Grunde stellt es die Daseinsberechtigung dieser Industrie in Frage.
Umgerechnet auf 25 Jahre betrug das Jahresverdienst des King of Pop, dessen Alben mehr als 750 Mio. mal verkauft wurden, gerade einmal 12 Mio. $.

Michael Jackson hat durch seine Musik rund 12 Mio. $ jährlich verdient

Michael Jackson!

Zum Vergleich: auf einem nahezu ähnlichen Gehaltslevel wie Michael Jackson als einem der meistverkauften Künstler aller Zeiten liegen u.a. Michael Ferrell (CEO Time Warner, 11,9 Mio. $) oder Neill Berkett (CEO Virgin Media, 11,0 Mio. $).

Selbst Klaus-Peter Schulenberg, CEO von der im Vergleich provinziellen deutschen Bude Eventim und sicherlich Lichtjahre weit weg von der Bedeutung Jacksons für die Musikindustrie verdient im Jahr rund 1 Mio. $.

Wenn der weltgrößte Pop-Star durch seine Musik gerade mal soviel einnimmt (und im Grunde trägt er auch noch das Risiko…), wie der CEO seiner Plattenfirma ist etwas ziemlich falsch. Das paßt nicht zusammen.

Das solche Systeme kollabieren bzw. sich früher oder später neu erfinden müssen, ist nicht neu.