„Weimar,
die Haupt- und Residenzstadt des Großherzogthums, wo jeder Stein die Runenschrift entschwundener klassischer Zeiten, jedes Moos die sanfte Spur großer Geister trägt, in einem freundlichen Thale an der Ilm in den Erinnerungen alter Dichtergröße und literarischen Ruhms sich sonnend, ist noch immer der freundliche stille Ort, für den einst Göthe sang
Zierlich Denken, süß Erinnern
Ist das Leben im tiefsten Innern.
Sind auch jene erhabenen Geister: Schiller, Göthe, Herder, Wieland, Knebel, Musäus etc. und deren treffliche Beschützer, die unvergeßliche Herzogin Anna Amalie und der edle Großherzog Karl August in das stille Meer der Ewigkeit hinabgesunken, sie, die das kleine Weimar ehedem zu einem unvergänglichen Musentempel schufen […]
Von den interessanten Gebäuden darf der Fremde das Schloß mit der meisterhaften Treppe, das franz. Schloß mit der Bibliothek, das rothe Schloß, das Landschaftshaus und vor allem die Hauptkirche mit der großherzoglichen Gruft, den Gräbern des großen Herzogs Bernhard, Lucas Cranach’s, Herder’s nicht ungesehen lassen.“
Aus: DAMEN CONVERSATIONS LEXIKON. Leipzig 1834.